„Diesmal richtig.“ Sagen viele, meint aber kaum jemand ernst. Klingt eben gut und ist allemal ein guter Aufhänger. Bei THE NEW BLACK läuft es allerdings wieder mal anders. Wenn diese Band davon spricht, es „diesmal richtig“ zu machen, dann kommt das von ein paar Typen, die seit 2009 drei Platten veröffentlicht haben, die schon in Wacken und bei Rock am Ring gespielt, die sich die Bühne mit AC/DC, Volbeat, Black Label Society und Alter Bridge geteilt haben. Was, zum Henker, war denn vorher nicht „richtig“?
Aber gut. Diesmal also richtig. Das heißt für die Heavy Rocker vor allem eines: Mit einem richtigen Produzenten in einem richtigen Studio härter an den Songs zu arbeiten als je zuvor. „Nach drei selbstproduzierten Alben sind wir an eine Grenze gestoßen. Irgendwann dreht man sich im Kreis, soundmäßig und kompositorisch“, erklärt Gitarrist Christof Leim. THE NEW BLACK gingen für ihr viertes Album nicht zu irgendeinem Produzenten, sondern nahmen mit Jacob Hansen auf. Der Däne gilt als unangefochtener Meister des druckvollen Rock-Fachs, dem bereits Volbeat alle ihre Veröffentlichungen anvertraut haben. Das passt natürlich zum TNB-Sound wie der merkwürdig oft zitierte Arsch auf den Eimer. So katapultierte die Produktion in der Band-Heimatstadt Würzburg und im dänischen Ribe The New Black auf ein komplett neues Level. „Die Zusammenarbeit hat sich absolut gelohnt“, bestätigt Hauptsongwriter Fabian Schwarz. „Es sind immer noch unsere Songs, aber sie sind besser und klingen besser. Irgendwann verliert man eben den Blick, man ist zu nah dran. An manchen Stücken bastelt man mitunter zwei Jahre oder spielt sie sogar schon live und hat dann vor allem seine eigenen Parts vor der Nase. Deshalb arbeiten sogar die größten Bands mit Produzenten.“ Und jetzt auch THE NEW BLACK. Für den Blick von außen, um nicht im eigenen Saft zu schmoren.
Was das gebracht hat? Tja, das ist tatsächlich unüberhörbar. „A Monster's Life“ klingt wie eine Platte klingen sollte, die mit einem Stück namens „Long Time Coming“ beginnt: Als hätten die drei Jahre seit dem letzten Album auf diesen singulären Punkt hingesteuert, sind THE NEW BLACK immer noch THE NEW BLACK. Nur in größer. Das Triumvirat aus Härte, Melodie und Groove hat neue Könige, die Songs sind gnadenlos auf den Punkt gezüchtet und explosiv, der Sound ist druckvoll und international. Der Trumpf: Hansen hat der Band weder eine typische Metal-Produktion verpasst noch einen klassischen Hard-Rock-Klang, sondern punktgenau die goldene Mitte getroffen. Die lässig-schweinecoole Heavy-Rock-Keule ist nach wie vor Gesetz, die Musik hat sich lediglich eine ziemlich edle und massive neue Lederjacke übergezogen, wenn man so will. Und das funktioniert, ganz im Vertrauen, auch noch zu dem einen oder anderen Dosenbier.
„Zehn Nummern, kein Bullshit, kein Ballast“, fasst Sänger Fludid den Fokus der vierten Scheibe zusammen. Längst bringen THE NEW BLACK genug eigenständiges Bravado mit, um selbstbewusst in jeden Ring zu steigen. „Long Time Coming“ bestellt als Auftakt gleich mal das Heavy-Rock-Feld mit euphorischem Uptempo-Geriffe und einem frech hymnischen Refrain, „Blockbuster Life“ gefällt mit hohem Tempo und Gangshouts. „With A Grin“ stampft wie ein Monster durch die Innenstadt und gipfelt in einem kapitalen XXL-Chorus, bevor das gefühlvolle „Send In The Clowns“ bei aller Atmosphäre die epischen Hooks nicht vergisst. Apropos episch: „That's Your Poison, Not Mine“ fährt mal so eben einen Chorus auf, der offensichtlich für Stadien geschrieben wurde. Wer kann, der kann. In „Dead In The Water“ singenTHE NEW BLACK sogar zu einem Riff aus dem Handgelenk von all den Stimmen, die behaupten, dass es die Band eh zu nichts bringen wird – und davon, welchen Heidenspaß das Quintett trotzdem hat.
THE NEW BLACKhaben massig Herzblut, Zeit und Energie in die Scheibe gesteckt und dabei viel auf eine Karte gesetzt. „All in“ – und dann wird abgeräumt. Neben dem beneidenswert wuchtigen Gitarrensound und den verschwenderisch saftigen Drums bringt Hansens Produktion vor allem den starken Gesang von Fludid besser denn je zur Geltung. „Der ist ohnehin eine Trumpfkarte“, stapeln Bassist Günt Auschrat und Drummer Chris Weiss unisono tief. Diesmal haben die Herren nämlich eindeutig mehr als eine Trumpfkarte im Ärmel. Wie die riesige Echse auf dem Cover, die sich schon diebisch darauf freut, gleich ganz Tokio plattzumachen, wird „A Monster's Life“ Anlauf nehmen und die Wände wackeln lassen – auf Platte ebenso wie auf Tour im Frühjahr. Diesmal eben richtig...